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NZZ: „Firmen kaufen Tech-Wissen lieber ein, als ihr Personal umzuschulen“

Viele Firmen investieren wenig Geld und Geduld in die Entwicklung der digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden. Das könnte ihnen zum Verhängnis werden.

Die künstliche Intelligenz (KI) dringt in immer mehr Geschäftsbereiche vor und macht einige Tätigkeiten und Jobs überflüssig. Gleichzeitig entstehen neue Anforderungen und Aufgaben – in anderen Bereichen. Viele Unternehmen versuchen, das fehlende Know-how über das Einstellen von neuen Mitarbeitenden zu gewinnen, anstatt das bestehende Personal umzuschulen. Das zeigt eine Umfrage von Adecco unter 2000 Führungskräften in neun Ländern, darunter die USA, Grossbritannien, Deutschland und Australien.

Schlechte Personalstrategien

Der Personaldienstleister spricht von einem «wenig ausgewogenen Buy-versus-Build-Ansatz». Um das Potenzial der KI zu nutzen und die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmenden zu sichern, sollten dringend interne Kompetenzen aufgebaut werden. Hingegen plant über die Hälfte der befragten Konzerne, neue Talente einzustellen, um KI möglichst gewinnbringend einzusetzen. Dies werde, so stellt Adecco fest, zu einem Kampf um Fachkräfte mit digitalen Kompetenzen führen.

Während 66 Prozent der Befragten angaben, KI-Fachkräfte extern rekrutieren zu wollen, antworteten nur 34 Prozent damit, ihre bestehenden Mitarbeitenden umschulen zu wollen. Das hat Folgen für die Lohnkosten beziehungsweise die Saläre. 37 Prozent der Führungskräfte erwarten, dass die Gehälter für Tätigkeiten mit KI-Kompetenzen in den nächsten zwölf Monaten «deutlich steigen» werden. Für Angestellte ohne KI-Know-how und für Hilfskräfte gilt dies weniger. 

Know-how einkaufen oder Mitarbeitende intern trainieren?

Wie Führungskräfte die erwarteten Lücken bei den Tech-Fähigkeiten stopfen wollen

Gemäss der Adecco-Studie ist die Kluft zwischen Einkaufen und Weiterbilden bei KI-Talenten am grössten. Sie besteht aber auch bei anderen digitalen Kompetenzen: 62 Prozent der Führungskräfte geben an, dass sie externe Experten für Datenkompetenz einstellen würden, während 36 Prozent sagen, dass sie ihre Teams um- oder weiterbilden würden.

Zu wenig Ressourcen und Geduld

Der Präsident von Adecco Schweiz, Marcel Keller, findet deutliche Worte für den Trend. Er sagt: «KI bringt die Unternehmen in Zugzwang.» Die Unternehmen müssten entweder ihre Teams restrukturieren und einen Teil der Mitarbeitenden entlassen oder in die Aus- und Weiterbildung der bestehenden Mitarbeitenden investieren. «Letzteres ist auf lange Sicht nachhaltiger, erfordert aber Ressourcen und Geduld.»

Dass Zeit und Mittel in den Firmen zum Teil fehlen, zeigt auch die Kritik der Outplacement-Beratung Rundstedt. So hatte der CEO Pascal Scheiwiller auf die in der Schweiz verbreitete Zero-Gap-Einstellungspraxis aufmerksam gemacht. Demgemäss stellen Unternehmen wenn möglich nur Personen ein, deren Profil möglichst perfekt passt, und zeigen wenig Bereitschaft, in die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden zu investieren.

In anderen Ländern ist die Problematik wohl noch ausgeprägter als in der Schweiz. In Ländern ohne duale Berufsbildung hat das sogenannte «Upskilling», das betriebsinterne Training, traditionell eine höhere Bedeutung.

Die Umfrage zeigt auch, dass die KI-Kompetenzlücke bis in die Führungsetagen der Unternehmen reicht. 57 Prozent der Befragten haben wenig Vertrauen in die Fähigkeiten ihres eigenen Managements, die «Risiken und Chancen» von KI zu verstehen. Nur 43 Prozent in der befragten Gruppe gaben an, dass sie über formale Schulungsprogramme zur Verbesserung der KI-Fähigkeiten verfügten. Zudem vermerkten nur 50 Prozent, dass sie ihren Beschäftigten Anleitungen zur Nutzung von KI bei der Arbeit gäben.

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