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St.Galler Tagblatt: „Viel weniger Bewerbungen in der Ostschweiz“

Der Fachkräftemangel, besonders in der IT-Branche, nimmt laut Studie teils gravierende Ausmasse an.

Eine Arbeitslosenquote von aktuell unter zwei Prozent und ein Viertel weniger Stellensuchende verschärfen die Suche nach Fachkräften in der Ostschweiz. Eine Studie des Beratungsunternehmens von Rundstedt, bei der Personalverantwortliche befragt wurden, bringt Unterschiede in der Ostschweiz im Vergleich zur Gesamtschweiz ans Licht.

Selina Frei, Niederlassungsleiterin von Rundstedt in St.Gallen, sagt, dass es in der Ostschweiz noch schwieriger sei als im Rest der Schweiz, genügend gute Bewerbungen auf eine Position zu erhalten. Das untermauern Zahlen der Studie. Bei schwierig zu besetzenden Positionen würden in der Ostschweiz 88 Prozent der HR-Chefinnen und -Chefs angeben, dass sie lediglich zwischen ein bis fünf Bewerbungen erhalten. Gesamtschweizerisch seien es nur 49 Prozent mit so wenigen Bewerbungen.

Informatikkräfte werden händeringend gesucht

Schon länger bestehe wohl in der Ostschweiz ein Mangel an Informatik-Fachleuten (IT). Hier sei die Situation gegenüber der Gesamtschweiz schon länger eine grosse Herausforderung. Frei sagt, sowohl gesamtschweizerisch als auch in der Ostschweiz nehme IT einen Spitzenplatz in Bezug auf den Fachkräftemangel ein. Auch hier zeige sich, dass die Ostschweiz mehr zu kämpfen habe. 64 Prozent der Befragten würden angeben, dass der Mangel an IT-Fachkräften sehr gross sei. Gesamtschweizerisch liege diese Zahl bei 43 Prozent. 

Dramatischer Mangel an IT-Kräften

Eine Studie zeigt: In der Ostschweiz hat es viel weniger Bewerbungen auf den Tischen der Personalabteilungen als in der gesamten Schweiz.

Für viele Unternehmen in der Schweiz ist es «schwieriger denn je», Fachkräfte zu finden und ihr Personal nach der Pandemie wieder aufzustocken. Zu diesem Befund kommt vor dem Hintergrund einer Arbeitslosenquote von aktuell 1,7 Prozent im Kanton Thurgau und 1,5 Prozent im Kanton St.Gallen die Beratungsfirma von Rundstedt in einer Studie, die unter anderem auf Gesprächen mit Personalchefinnen und Personalchefs basiert. Gleichzeitig hat die Zahl der Stellensuchenden in der Ostschweiz allerdings auch stark abgenommen.

Fast nur ein bis fünf Bewerbungen

In vielen Punkten und Aspekten seien die Zahlen und Aussagen aus der Ostschweiz gleich oder ähnlich wie die der Gesamtschweiz. Trotzdem gebe es einzelne signifikante Abweichungen, sagt Pascal Scheiwiller, CEO von Rundstedt. Selina Frei, Niederlassungsleiterin in St.Gallen, analysiert die Studie für die Ostschweiz. Sie stellt fest: «In der Ostschweiz ist es noch schwieriger als im Rest der Schweiz genügend gute Bewerbungen auf eine Position zu erhalten.»

Bei schwierig zu besetzenden Positionen würden 88 Prozent angeben, dass sie lediglich zwischen ein bis fünf Bewerbungen erhalten. Gesamtschweizerisch seien es nur 49 Prozent mit so wenigen Bewerbungen, wobei 32 Prozent lediglich zwischen sechs und 15 Bewerbungen zugeschickt bekommen. Sie fährt fort: «Obwohl man in der Ostschweiz einiges weniger an Bewerbungen pro Position erhält, wird der Fachkräftemangel insgesamt für das eigene Unternehmen nicht als kritischer angesehen als im Rest der Schweiz.» Daraus lasse sich ableiten, dass in der Ostschweiz diese Herausforderung schon länger präsent sei und man sich bereits stärker an die schwierige Situation gewöhnt habe. Besonders gefragt sind Fachkräfte aus der IT-Branche. Frei sagt: «Sowohl gesamtschweizerisch als auch in der Ostschweiz nimmt IT einen Spitzenplatz in Bezug auf den Fachkräftemangel ein.» Auch hier zeige sich, dass im Vergleich zum Rest der Schweiz die Ostschweiz noch einmal stärker mit dem Mangel zu kämpfen habe. 64 Prozent der Befragten würden angeben, dass der Mangel an IT-Fachkräften sehr gross ist. Gesamtschweizerisch liege diese Zahl bei 43 Prozent. Damit zeige sich die Herausforderung, solche Fachkräfte in die Ostschweiz zu bringen, doch recht deutlich.

In der Ostschweiz sehen Unternehmen attraktive Anstellungsbedingungen und Boni für Empfehlungen als sehr wichtige Punkte im Umgang mit dem Fachkräftemangel, während ein direktes Abwerben von Mitbewerbern eher ein Tabu ist. Weiter stellt Frei fest, dass Firmen dafür in der Ostschweiz vermehrt auf externe Rekrutierungsunternehmen setzen würden. So geben demnach 28 Prozent an, dass stark auf diesen Kanal gesetzt werde im Vergleich zu 14 Prozent gesamtschweizerisch. Auch dies zeige, dass solche Massnahmen in der Ostschweiz wohl schon länger notwendig seien, um spezifische Positionen erfolgreich zu besetzen und man daher schneller auf externe Hilfe zurückgreife.

Altersgrenze hat sich nach oben verschoben

Wie auch im Rest der Schweiz zeige sich weiter, dass sich das kritische Alter im Vergleich zu den Vorjahren nach oben verschoben habe. «Während Ü50 lange Zeit als die kritische Grenze betrachtet wurde, hat sich die Grenze auf Ü55 verschoben.» 40 Prozent der befragten Ostschweizer Unternehmen würden sogar angeben, dass sie gar keine Vorbehalte gegenüber älteren Mitarbeitenden hätten, erklärt sie weiter. Auf die ganze Schweiz gesehen hat es eine Entspannung bei den Gesundheitsbetrieben gegeben. Nur 31 Prozent der Gesundheitsbetriebe stufen den Fachkräftemangel, gemäss der Studie als sehr hoch ein. Am meisten betroffen, mit 47 Prozent, seien die IT- und Hightech-Branchen, so CEO Pascal Scheiwiller. Bei Konsumgütern und im Detailhandel seien es 44 Prozent und in der industriellen Produktion 34 Prozent. Die Schlusslichter sind, laut Studie, der Finanzsektor (12), die öffentliche Verwaltung (11), Pharma und Chemie (10) und die Logistik (2 Prozent).

Oft nur ein Teil der Positionen betroffen

Der Fachkräftemangel ist dabei nur schwer über einen Kamm zu scheren. Er variiert stark, je nach den spezifischen Profilen. Er betrifft in vielen Branchen nur einen relativ kleinen Teil der Positionen. So ist in der Gastronomie, bei Konsumgütern und Detailhandel, Bauwesen sowie der öffentlichen Verwaltung die Besetzung von 25 bis 33 Prozent der Positionen kritisch. Im Gesundheitswesen, bei Banken und Versicherungen und in der Pharma und Chemie sind es nur 5 bis 10 Prozent der Positionen.

Bei den branchenübergreifenden Positionen belegen IT-Fachkräfte (77 Prozent), fachliche Kundenberater (53), Forschung und Entwicklung (42), anspruchsvolle Verkaufsfunktionen (40) und Handwerker (38 Prozent) die Spitzenplätze. Bei klassischen Positionen im Finanzbereich (32), Office und Administration (24) und im Marketing (17 Prozent) ist die Situation um einiges entspannter.

Bei den kritischen Positionen lägen die Kompetenzdefizite erstaunlicherweise nicht im digitalen Bereich. Es fehlt relativ häufig an technischen Fachkompetenzen (41) und viel weniger an digitalen Grundkompetenzen (13). Dabei fehle es heute kaum mehr an spezifischen Zertifikaten oder Ausbildungsdiplomen (6 Prozent). Durch die inflationäre Entwicklung auf dem Weiterbildungsmarkt seien diese im Überfluss vorhanden und zeugen kaum mehr von echter Kompetenz. So schlussfolgern die Forschenden: «Es fehlt häufiger an technischen Fachkompetenzen als an digitalen Grundkompetenzen.»

Werde der passende Kandidat nicht gefunden, gaben die HR-Chefs an, werde in erster Linie der Suchprozess verlängert (93), Geld für externe Suchmandate investiert (68) und die Anforderungskriterien aufgeweicht (79 Prozent). Es würden neu auch Kandidatinnen und Kandidaten in Betracht gezogen, die vor zwei Jahren noch als benachteiligt galten. So nehme etwa das Interesse an Müttern nach über zehn Jahren stellenloser Mutterschaft (63) zu, die Chancen von Ü60 (43) steigen Quereinsteiger (31 Prozent) bekommen häufiger eine Chance. Auch spezielle Befähigungsprogramme (58) gewännen an Bedeutung und Rekrutierungsinitiativen im Ausland (36 Prozent) würden salonfähig.

Quereinsteigerkultur Fehlanzeige

Durch den akuten Fachkräftemangel bekämen Quereinsteiger zwar in 31 Prozent der Firmen eher eine Chance. Berufliche Neuausrichtungen und Richtungswechsel würden in der Schweiz aber trotzdem schwierig bleiben. 81 Prozent der HR Manager finden, dass in der Schweiz trotz digitaler Transformation nach wie vor keine Quereinsteigerkultur herrsche. Branchenerfahrung ist und bleibe bei Bewerbungen heilig (78 Prozent). Generalisten hätten es nach wie vor schwerer als Spezialisten (61 Prozent).

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