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NZZ: „Was der starke Arbeitsmarkt den Arbeitnehmern bringt – sechs Trends in Kürze“

Der Schweizer Arbeitsmarkt präsentiert sich in Bestform; viele Firmen suchen nach Fachkräften. Sechs Trends zeichnen sich ab. Arbeitnehmende können die Situation für sich nutzen.

Durch einen Stellenwechsel können viele Arbeitnehmende ihre Gehalt steigern. Mit dem sehr festen Arbeitsmarkt hat sich auch die Dauer der Suche nach einem neuen Job deutlich reduziert.

Die Trends im Überblick: 

  • Menschen mit schwierigeren Profilen finden rascher eine neue Stelle. Gemäss dem Arbeitsmarktbarometer des Outplacement-Beratungsunternehmens von Rundstedt, welches auf den Informationen von 1866 von einer Kündigung betroffenen Mitarbeitern basiert, dauerte die Suche nach einer neuen Stelle 2022 durchschnittlich 5,2 Monate, nach 5,3 Monaten im Vorjahr. Dabei hat sich die Situation aber vor allem bei den über 50-Jährigen (Ü50) signifikant verbessert. Auch Menschen mit eher schwierigen Berufsbiografien finden nach einer Kündigung wieder schneller einen neuen Job. 2020 hat die durchschnittliche Suchdauer bei ihnen noch 11,8 Monate betragen. Bis 2022 reduzierte sie sich auf 7,3 Monate. 
  • Es geht auch ohne persönliche Netzwerke. Der verdeckte Arbeitsmarkt und das persönliche Netzwerk waren in den letzten Jahren lange das geheime Erfolgsrezept, um an die richtig spannenden Stellen zu gelangen. Dies hat sich im letzten Jahr etwas relativiert. 2022 haben nur noch 27 Prozent der Stellensuchenden ihre Stelle über das persönliche Netzwerk gefunden, nach 37 Prozent im Vorjahr. Die meisten neuen Stellen wurden 2022 über öffentliche Stellenausschreibungen gefunden. Diese Erfolgsquote liegt signifikant über dem Vorjahr. Dies liegt daran, dass auch immer mehr Stellen öffentlich ausgeschrieben werden. Dabei verlieren Personalvermittler und Headhunter relativ gesehen an Bedeutung.
  • Ein Branchenwechsel wird einfacher. Obwohl in der Rekrutierung viele Unternehmen von Bewerbern Branchenerfahrung wünschen, ist die Bereitschaft in den letzten zwei Jahren stark gestiegen, branchenfremde Bewerber anzustellen. 2022 haben 48 Prozent der Stellensuchenden einen erfolgreichen Branchenwechsel machen können. Das zeugt von einer steigenden Flexibilität der Arbeitgeber und verdeutlicht einmal mehr den Druck des Fachkräftemangels. Viel weniger Mobilität ist bei der Funktion eines Stellensuchenden zu beobachten. 2022 haben nur 24 Prozent der Kandidaten einen Funktionswechsel vornehmen können. Damit klaffen die Wünsche von Unternehmen und Arbeitnehmenden auseinander. Letztere wünschen häufiger Wechsel in der Funktion, weil sie damit neue berufliche Erfahrungen machen können. 
  • Gute Chancen auf mehr Lohn bei einem Stellenwechsel. 2022 haben 40 Prozent der Stellensuchenden nach einer Kündigung in der neuen Position ein höheres Salär erzielen können. Nur 21 Prozent mussten ein tieferes Salär in Kauf nehmen. Dies mag aber nicht nur eine schlechte Nachricht sein. Möglicherweise haben die Betroffenen dank den Zugeständnissen beim Lohn wieder eine neue Stelle gefunden. Die Lohnstarrheit nach unten, die oft dafür verantwortlich gemacht wurde, dass ältere Arbeitnehmer nach einer Kündigung nur mit Mühe wieder eine neue Stelle fanden, scheint sich auf individueller Ebene zu lockern. Bei besonders gesuchten Fachkräften winken Unternehmen hingegen gerne mit einem guten Salär. Die Salärentwicklung bewegt sich bei dieser Kategorie bei 13 Prozent. 
  • Eine Abkühlung von Konjunktur und Arbeitsmarkt steht bevor.Nachdem 2021 und im ersten Halbjahr 2022 signifikant weniger Kündigungen ausgesprochen worden sind, gibt es seit Mitte 2022 allerdings wieder einen Anstieg an Kündigungen. Bei der Vielzahl an offenen Stellen fällt dies bis jetzt nicht sehr ins Gewicht. Es gibt wieder mehr Fluktuation. Vor allem gegen Ende 2022 wurden vermehrt Abbau- und Restrukturierungsprojekte angekündigt. 76 Prozent der Kündigungen fanden 2022 vor dem Hintergrund eines Abbaus oder einer Restrukturierungsmassnahme statt. Das weist darauf hin, dass die Unternehmen nicht nur neues Personal suchen, sondern gleichzeitig dem Personal kündigen. 
  • Kein moralischer Schutz mehr für Ü50. 2022 haben 39 Prozent der Kündigungen die Altersklasse der Ü50 betroffen. Diese Quote liegt signifikant über dem Vorjahr. Offenbar führt das gute Marktumfeld für Stellensuchende und die vielen offenen Stellen dazu, dass Arbeitgeber sich keine grossen Sorgen mehr um Betroffene machen und sich auch nicht mehr vor negativer Presse und Reputationsschäden bei Kündigungen von Ü50 fürchten. Die Outplacement-Beratung ist der Ansicht, dass diese Rechnung in der anhaltenden Phase der Hochkonjunktur aufgehen möge. Es bleibe aber zu hoffen, dass sich diese Praxis nach der Konjunkturabkühlung wieder ändere.

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